Nutzungen: Spezifisch und Gemischt
Welche raumgebundenen Nutzungen verbrauchen Energie? Die unterschiedlichen Lebensbereiche des Alltags, für die Energie benötigt wird, werden unter dem Begriff „raumgebundene Nutzungen“ zusammengefasst. Dazu zählen:
- die Wohnnutzung
- Land- und Forstwirtschaft (Herstellung von Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen)
- Industrie und Gewerbe (Produktion von Sachgütern, z.B. von Möbeln, Maschinen, Treibstoffen, …)
- Dienstleistungen (z.B. Geschäfte, Gaststätten, Schulen, Krankenhäuser, Banken, Ämter, …)
- die Mobilität (Ortsveränderung von Personen und Gütern)
Welche Bedeutung kommt den einzelnen raumgebundenen Nutzungen zu? Die größten Anteile am Energieverbrauch weisen österreichweit die Industrie und das Gewerbe mit etwa einem Drittel, die Wohnnutzung mit rund 30 Prozent und die Mobilität mit etwa einem Viertel auf. An den Treibhausgasemissionen hat die Mobilität mit rund einem Drittel einen etwa gleich hohen Anteil wie Industrie und Gewerbe, während die Wohnnutzung rund ein Fünftel der Treibhausgasemissionen verursacht. Die Dienstleistungen sind für etwa ein Achtel des Energieverbrauches und der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Demgegenüber spielt die Land- und Forstwirtschaft im Hinblick auf den Energieverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen eine untergeordnete Rolle.
Gibt es Unterschiede zwischen den Gemeinden? In Abhängigkeit von den räumlichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise der Lage und der Erreichbarkeit weisen die einzelnen Gemeinden unterschiedliche Nutzungsstrukturen auf: Einige Gemeinden werden erheblich von einer einzelnen Nutzung geprägt, in anderen Gemeinden treten zwei, drei oder vier Nutzungen gemischt auf. Daher tragen die Nutzungen von Gemeinde zu Gemeinde in unterschiedlichem Maße zum Energieverbrauch und zu den Treibhausgasemissionen bei. Darauf basierend werden Gemeindetypen gebildet, und jede Gemeinde wird einem Gemeindetyp zugeordnet. Entsprechend können unterschieden werden:
- Typ A - Gemeinden, die vorrangig Wohnfunktion übernehmen
- Typ B1 - Wohngemeinden mit Land- und Forstwirtschaft
- Typ B2 - Wohngemeinden mit Dienstleistungsangebot
- Typ B3 - Wohngemeinden mit industriell-gewerblicher Prägung
- Typ C - funktionsgemischte / dienstleistungsorientierte Gemeinden
- Typ D - Gemeinden mit industriell-gewerblicher Produktion
Gemeindetypen: Die räumliche Verteilung der Gemeindetypen ist in der nachfolgenden Karte dargestellt. Am häufigsten vertreten sind Gemeinden des Typs B: Etwa 35 Prozent aller österreichischen Gemeinden zählen zu den Wohngemeinden, in denen zumindest eine weitere betriebliche Funktion eine bemerkenswerte Rolle spielt. Rund 30 Prozent der Gemeinden in Österreich gelten als Gemeinden mit industriell-gewerblicher Produktion. Ein Viertel aller österreichischen Gemeinden übernimmt vorrangig Wohnfunktion. Nur acht Prozent der Gemeinden in Österreich sind funktionsgemischt oder dienstleistungsorientiert. Diese Typisierung zeigt anschaulich, dass unterschiedliche räumliche Strukturen auch zu unterschiedlichen Strukturen des Energieverbrauches führen. Die Kenntnis betreffend die Ähnlichkeit bzw. Unterschiedlichkeit von Gemeinden bildet eine fundierte Basis für die Entwicklung von energie- und klimarelevanten Strategien auf örtlicher und überörtlicher Ebene bzw. für die Beurteilung, inwiefern unterschiedliche Lösungsansätze zur Energiewende und zum Klimaschutz auf bestimmte Gemeinden oder Regionen anwendbar sind.

Räumliche Dynamik: Im Energiemosaik Austria setzt sich die Vision für Morgen (Zeithorizont 2050) mit räumlichen Entwicklungsoptionen für die Zukunft auseinander. Ausgehend von den heutigen Nutzungsstrukturen in den einzelnen Gemeinden zeichnen sich je nach räumlicher Dynamik unterschiedliche Entwicklungen der Wohnflächen, Erwerbstätigen und Verkehrsleistungen in den österreichischen Städten und Gemeinden ab. Dementsprechend gehen damit auch Zunahmen oder Abnahmen der Treibhausgasemissionen einher. Von besonderem Interesse ist dabei die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in absoluter Höhe: Die positive räumliche Dynamik ist eher in den größeren, städtischen Gemeinden in zentraler Lage zu erwarten. Damit gehen teilweise erheblich steigende Treibhausgasemissionen einher. Demgegenüber weisen Gemeinden im ländlichen Raum in vielen Fällen eine rückläufige Dynamik auf. Angesichts der geringen Gemeindegröße sind damit jedoch nur geringfügig sinkende Treibhausgasemissionen verbunden. Werden keine umfassenden Maßnahmen zum Klimaschutz getroffen, wären in Österreich mittelfristig Zunahmen der Treibhausgasemissionen die Folge.
